Geschrieben von Christina König, Paarberaterin aus Wiesbaden:
Meine Geschichte
Die Lebensfreude kehrt zurück
Sitzend in meinem neuen Lieblingscafé „Café WUNDERBAR“ in meiner Wahlheimat Wiesbaden schreibe ich meine Gedanken nieder, die mir heute morgen beim Joggen durch den Kurpark ins Bewusstsein kamen. Ich bin Christina, 30 Jahre alt und habe mir meine Lebensfreude zurückerkämpft. Es ist März 2019. Der Frühling ruft ein großes HALLO. Der Himmel ist blau, fast Wolkenlos – nur ein paar Schleierwolken verzieren den Anblick nach oben und unterstreichen die wärmenden Sonnenstrahlen.
Es war ein schwerer Abschied
Ziemlich genau vor zwei Jahren wurde ein solches Himmelsbild in mein Herz verankert. Denn am 10. März 2017 verstarb mein krebskranker Ehemann im Alter von 29 Jahren. Das Wetter war, nach drei Tagen Regen, ein solcher Frühlingsbote – der Himmel war offen und der Weg frei für Ralfs Seele ins Universum. Schon damals erkannte ich dieses Bild und kreierte die Metapher – sie half mir in den Weg des Trauerprozesses.
Einen geliebten Menschen loslassen
Doch es ist nicht wichtig, wie ein geliebter Mensch aus deinem Leben tritt. Ob durch den Tod, der ist leider tatsächlich der natürlichste, oder durch Trennung, weil sich die Lebens- oder Liebeswege verändern. Wir durchlaufen jedes Mal aufs Neue einen Prozess des Trauern und somit des Loslassens. Diesen Weg sollten wir zumindest, damit unser Herz die Wunden heilen und wieder eine neue Tür öffnen kann.

Ich spürte diese negativen Gefühle:
Trauer und Wut
Die Achtsamkeit half mir, diese Gefühle anzunehmen, loszulassen und so gestärkt zurück in die Lebensfreude zu kommen
Mein Rat: Lass‘ die Trauer zu
Oft verdrängen wir negative Gefühle. Wir möchten sie nicht bei uns haben, sie nicht spüren. Doch die Trauer, egal in welchen Gefühlsausbrüchen sie sich gerade zeigt, ist wunderbar und hilft uns den Schmerz des Verlustes zu heilen. Denn Gefühle wollen gesehen und gefühlt werden. Mit Achtsamkeit und Meditationen kannst du deine Traurigkeit wahrnehmen und zulassen.
„In tiefer Traurigkeit steckt das größte Potenzial Liebe zu empfinden.“
Christina König
Es sollte ein glücklicher Tag sein. Doch mein Ehemann, Ralf, und ich verbrachten unseren ersten Hochzeitstag im Krankenhaus, in welchem er wegen seiner eine Woche zuvor diagnostizierten Krebserkrankung intensivstationär behandelt wurde. Das schmerzte. Nur sieben Monate später verstarb er. Wir verbrachten diese Zeit Seite an Seite, die uns noch näher zusammenrücken ließ als wir eh schon waren. Die schlimmste Vorstellung – der Tod – wurde Wirklichkeit. Wie gehe ich damit um?
„Tränen – ja – Raus damit!“
Christina König
Du verspürst Sehnsucht? Wo bist du deinem geliebten Menschen nahe? Das kann z.B. ein gemeinsamer Lieblingsort sein wie eine Parkbank, ein bestimmtes Gebäude eurer Lieblingsstadt oder einfach beim Hören eines besonderen Liedes. Suche diesen Ort auf und lass‘ die Traurigkeit zu. Die Achtsamkeit hilft dir dabei.
Ralf und ich spazierten z.B. oft an einer kleinen Kapelle vorbei. Es war befreiend als ich von einem Sehnsuchtsanflug überkommen diesen besonderen Ort aufsuchte. Ich konnte bewusst in Erinnerungen schwelgen, musste niemanden meine Tränen erklären. Bewusstes Weinen ist reinigend. Es reinigt das Herz und die Seele. Tränen waschen unser Inneres und dadurch werden wir wieder klar.
Mein Tipp: Nimm die Wut an und verleihe ihr Ausdruck
Die Achtsamkeit lehrt uns, dass auch negative Gefühle für Zorn und Wut auf die Situation berechtigt sind, solange wir diese Gefühle wahrnehmen und nicht verdrängen. Auch Gefühle wie Wut sind ein Teil von uns. Es ist nicht möglich, das eine auszuschalten und nur das andere zuzulassen.
Wir, vor allem Frauen, haben in der Erziehung gelernt, dass wir diese Gefühle lieber nicht zeigen sollten, um als „liebes und braves Mädchen“ Anerkennung zu bekommen. Das ist falsch! Wenn wir diese Emotion herunterschlucken, dann richten wir die Gefühle gegen uns selbst. Und das macht uns krank: psychisch und körperlich.
Also, wie können wir angemessen damit umgehen und trotzdem der Wut Ausdruck verleihen? Meditationen helfen, das Gefühl wahrzunehmen und zu spüren. Aber es ist auch wichtig, der Wut und dem Ärger Raum zu geben.
Mir tat es gut, im Wald bewusst und laut zu schreien. Auch das laute Schreien kostet erst einmal Überwindung. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht und erkannt: Das Schreien befreit. Ich habe ein irgendwann zuvor gemeinsam gemaltes Bild, wo ein Krebs symbolisch für die Krankheit von einem Schwert aufgespießt wurde, einfach mit geballten Fäusten kaputtgeboxt. Und das sogar gemeinsam mit meiner Schwiegermama. Das Teilen und Zeigen der eigenen Verletzlichkeit verbindet ungemein. Sei kreativ, nehme dich wahr und verleih auch deinen negativen Gefühlen Ausdruck. Lass sie raus!
Geh‘ DEINEN Weg und vertraue dem Leben
Wie wird dein Leben ohne den geliebten Menschen weitergehen? Was für Ziele hast du? Oder welche hattet ihr sogar gemeinsam als Paar? Höre auf dein Herz.
Was bringt dir Freude? Was tut dir gut? Welche Freizeitaktivität wolltest du schon immer mal ausprobieren? Trau dich. Höre mit Hilfe von Meditationen und Achtsamkeit in dich hinein. Das wird dein Selbstbewusstsein stärken und neue Möglichkeiten eröffnen. Sport? Musik? Tanz? Kunst? Reisen? Egal in welchem Bereich – ein kleines Projekt bringt dich Schritt für Schritt weiter.

In mir wuchs der Wunsch, den Jakobsweg in Spanien zu gehen. Allein? Ohje, ich bin noch nie alleine gereist… Deshalb fragte ich einen guten Freund, der mich tatsächlich die ersten Tage begleitete. Nur eine Hilfe für den Anfang. Genau richtig. Innerhalb von fünf Wochen durchlebte ich mein Leben noch einmal. Auch die vier Trauerphasen: den Schock, das Gefühlschaos, die Wut, die Trennungsphase. Deshalb möchte ich auch ehrlich sein – wir können auch wieder zurückgehen und jeden Schritt erneut durchleben. Doch der Weg brachte mich dazu, mich wahrzunehmen und anzunehmen. Mit allen hellen und dunklen Seiten. Auch du darfst das tiefe Vertrauen in dich und das Leben erfahren, dass dir die besten Chancen ermöglicht. Vertraue darauf, dass du die Kraft hast, diese zu erkennen und zu nutzen.
Wir wachsen, jeden Tag.
Danke für deine Aufmerksamkeit. Ich freue mich, wenn du hieraus eine kleine Inspiration für dich ziehen kannst.
Bei Fragen zu deinem Trauerprozess und Lebensweg stehe ich dir gerne zur Verfügung!
Deine Christina
https://koeniglicher-weg.de

Über die Gastautorin Christina:
Christina König aus Wiesbaden berät Menschen oder Paare, Probleme in ihrer Beziehung wahrzunehmen und wieder zueinander zu finden. Sie unterstützt dich auch auf deinem Weg, wenn sich deine Lebenssituation krisenhaft anfühlt und du in die Veränderung kommen möchtest.
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Wow toller Gastbeitrag. Ich wünsche dir Christina König alles gute und du wirst deinen Weg gehen.
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Oh, das ist eine wirklich berührende Geschichte. So traurig! Aber schön, dass Christina letztendlich ihren Lebensmut wiedergefunden hat. Ich wünsche ihr alles, alles Gute!
Liebe Grüße,
Doris von https://diegutelaune.com
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Ich wünsche Christina alles gute.
Es gibt immer ein Licht am ende des Tunnels wie man so sagt.
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